Krisen, Sündenböcke und Repressionen

Di 21.5. Marianne, 19:00 Uhr
Dirk Stegemann

Nicht nur, aber insbesondere in Krisenzeiten, wird von Teilen der Politik, Medien und Gesellschaft die ­Konstruktion von und Suche nach Sündenböcken für alle gesellschaftlichen und sozialen Fehlentwicklungen fortgesetzt und forciert. Als Mittel und Methode wird sich dabei der in der Gesellschaft vorhandenen rassistischen, sozialdarwinistischen und -chauvinistischen Denk- und Einstellungsmuster sowie einer neoliberalen Verwertungslogik bedient. Die tatsächlichen, systembedingten Ursachen für soziale Probleme sowie deren Verursacher_innen und Profiteur_innen im Kampf um die (Um-)Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums sowie um die Verteidigung oder Erlangung von Macht- und Herrschaft werden verschleiert. Dazu werden soziale und gesamtgesellschaftliche Probleme individualisiert, pauschal ethnisiert und rassistisch aufgeladen. Auf Grund bewusst fehlender ursachenbezogener Lösungsansätze durch die herrschende Politik können und werden komplexe Probleme in rechtspopulistischer Manier vereinfacht wiedergegeben. Die öffentlich wahrnehmbaren Auseinandersetzungen werden auf die Bekämpfung der Symptome von Fehlentwicklungen verkürzt, um dann Scheinlösungen wie mehr staatliche Sanktionen, Repressionen, Kontrolle und Disziplinierungsstrategien anbieten, legitimieren und umsetzen zu können. Diese Vorgehensweise hat – in Kontinuitäten und Brüchen – eine lange Geschichte, über die bei dieser Veranstaltung diskutiert werden soll.

Dirk Stegemann ist Mitglied des Berliner VVN-BdA und des Arbeitskreises „Marginalisierte – gestern und heute“ sowie Mitinitator des Bündnisses „Rechtspopulismus stoppen“, das in der Kampagne „Zusammen handeln! Gegen rassistische Hetze und soziale Ausgrenzung“ aufgegangen ist.